Die Scheuche Der Hasenvuss

ZEITzeichen

Die Scheuche und ich haben gestern einen Brief an die ZEIT geschrieben. Hier ist er:


Offener Brief an DIE ZEIT

Liebe Redaktion.

In diesem Brief geht es um eine der einleitenden Aussagen ihrer Titelgeschichte „Eine Frage der Haltung“. Darin behaupten Sie: „Hirnforscher Andreas Kreiter wird seit Jahren von militanten Tierschützern verfolgt“. Wir fragen Sie „Stimmt’s“? Denn unserem Wissen nach stimmt es lediglich, dass eine Gruppe aufgebrachter Studierender einmal in die Räumlichkeiten des Instituts von Dr. Kreiter eindrang. Das trug sich allerdings im vergangenen Jahrtausend zu, und selbst an den alten Graffitis gegen seine Versuche an der Universität Bremen nagt schon lange der Zahn der Zeit.

Es sind uns keine aktuellen Verfolgungen seiner Person bekannt. Da wir die T-Zelle vertreten, die traditionelle Tierschutzorganisationen und aktivistische Tierrechtsgruppen in Bremen und Umgebung vernetzt und deren Aktionen koordiniert, sollten wir es wissen, wenn diesbezüglich etwas vorgefallen sein sollte. Für den Fall, dass Sie mit den militanten Tierschützern, die Herrn Kreiter seit Jahren verfolgen, die bremische Bürgerschaft meinen, welche 2008 einstimmig die Verlängerung der Genehmigung von Dr. Kreiters Affenversuchen ablehnte, möchten wir darauf hinweisen, dass es sich bei diesen Personen um Politiker handelt und nicht um „militante Tierschützer“.

Wir möchten Sie in diesem Zusammenhang ebenfalls darauf hinweisen, dass die Hirnforscher am Max-Plank Institut in Tübingen behauptet haben, sie wären verfolgt und angegriffen worden. Der Staatsanwaltschaft in Tübingen liegt ebenso wie der bremischen kein einziger solcher Fall vor. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Eine Mitarbeiterin des MPI Tübingen wurde wegen Falschaussage und Vortäuschung einer Straftat rechtskräftig verurteilt.

Die aktuelle Tierschutz- und Tierrechtsszene in Bremen wie aber auch andernorts ist durchdrungen von dem Gedanken, keinem Lebewesen auf der Welt irgendein Leid zuzufügen. Und dies gilt sowohl für nicht-menschliche Tiere wie auch für menschliche Tiere, einschließlich Andreas Kreiter. Dieser generelle friedvolle Umgang mit allen Lebewesen wird explizit und öffentlich von allen Gruppen geteilt. So sagte die Gruppe „Animal Liberation Uni Bremen“ in einer öffentlichen Veranstaltung, dass sich ihr Protest und ihre Aktivitäten keinesfalls gegen die Person von Herrn Kreiter richten und distanziert sich klar von der Vergangenheit. Wenn Menschen, die das Töten und Quälen anderer Lebewesen für ihre Ernährung, Belustigung oder Forschung in Kauf nehmen, andere, die sich für ein friedvolles und leidfreies Zusammenleben aller Lebewesen stark machen, als „militant“ bezeichnen, dann ist das eine zynische Umdrehung der ursprünglichen Bedeutung – also eine sogenannte Perversion.

Wir fordern Sie auf, eine Korrektur ihrer Aussage zu drucken, in der sie richtig stellen, dass Herr Dr. Kreiter nicht seit Jahren von militanten Tierschützern verfolgt wird. Wir hoffen, dass sie unserer Bitte nachkommen und möchten sie einladen, einen faktischen Blick auf die aktuelle Grundhaltung von Tierschützern zu werfen, vielleicht in einem Gespräch mit Hilal Sezgin, Friedrich Mülln und Corina Gerike.