Die Scheuche Der Hasenvuss

Unter uns

Die Scheuche und ich nahmen neulich mal wieder an unserem örtlichen veganen Stammtisch teil. Erfreulicherweise nimmt die Anzahl der Teilnehmer dort stetig zu, und so kommt es, dass wir immer wieder neue Menschen kennenlernen dürfen. Hier hat sich mittlerweile eine vegane Kultur mit eigenen Ritualen entwickelt. Über einen Teil dieser Rituale möchte ich gerne hier berichten; genauer gesagt das Kennenlernen, welches aus vier festen Bestandteilen zu bestehen scheint.

Phase 1: Warum bin ich vegan?
In dieser ersten Phase berichten wir uns gegenseitig über die Genese unseres Veganismus. Hierbei gibt es die vorhersagbare Dreifaltigkeit bestehend aus Ethik, Gesundheit und Umweltschutz. Letzterer ist eher selten anzutreffen, was besonders mich befremdet, da es meine originale Motivation war und die Ethik a posteriori nachwuchs und nicht a priori existierte. Die Gesundheit ist bei mir nach wie vor ein netter Nebeneffekt, aber kein Grund. Nachdem alle Gesprächspartner ihren veganen Werdegang dargelegt haben ist es Zeit für Phase 2.

Phase 2: Wie haben meine Familie und Freunde reagiert?
An diesem Punkt treffen wir auf die gesamte Brandweite von völliger Akzeptanz (eher selten) bis zu vollem Unverständnis. Immer wieder wird berichtet, wie bei gemeinsamen Essen in gemischter Gesellschaft etwas auf den Tisch gestellt wird, gefolgt von dem Satz „Oh, das darfst du ja gar nicht essen“. Es gibt noch die Variante mit dem Hilfsverb „kannst“ und beide sind natürlich völlig falsch, zum einen können wir alles kauen und verdauen, was Omnis sich so einverleiben, und auch gibt es leider noch keine Gesetze, die das Essen des Fleisches von toten Tieren verbieten. Daher wäre nur eine Aussage wie „Oh, das willst du ja nicht essen“ korrekt.

Phase 3: Wie habe ich andere von der Schmackhaftigkeit veganer Speisen überzeugt?
Genau wie die vorherigen zwei Phasen vorhersagbar sind, folgt nun eine Anekdote, wie man zu irgendeinem Anlass, beispielsweise einer Betriebsfeier, ein veganisiertes Gericht eingeschmuggelt hat. Dieses soll allen vor Ort gut geschmeckt haben und die vegane Natur der Speise wurde dabei oftmals nicht erkannt.

Phase 4: Wie habe ich ein spezifisches, nicht-veganes Gericht nachgebaut?
Diese letzte Phase ergibt sich quasi natürlich aus der vorangegangenen und artet in der Regel in ein reges Rezeptetauschen aus. Wir sind ungeheuer stolz auf unsere veganen Heringssalate, Nusskäse und Süßspeisen und teilen unsere Tricks zur Herstellung derselben sehr gerne mit dem Rest der Welt. Wer das bezweifelt, sollte einmal in den sozialen Medien auf vegane Essenseiten gehen und die dortigen Werke der tierleidfreien Kochkunst bewundern.

Ich treffe sehr gerne neue Veganer, und es ist schön zu sehen, wie eine Kultur entsteht, die auf die Ausbeutung anderer Lebenswesen so weit wie möglich verzichtet.