Die Scheuche Der Hasenvuss

Es geht um

Die Scheuche und ich werden auch dieses Jahr wieder zur internationalen Tierrechtskonferenz nach Luxemburg fahren und hoffen, dort wieder vier Tage im veganen, friedvollen und inspirierenden Utopia zu verbringen. Doch wie wir schon letztes Jahr durch den wundervollen Vortrag von Lisa Kemmerer über Sexismus innerhalb der Tierrechtsbewegung erfuhren, ist in unserer Bewegung nicht alles so, wie es wünschenswert wäre. Bei einem Frauenanteil von 70 % sollte zu erwarten sein, dass an der Spitze der NGOs, bei den Vorträgen auf Workshops und Konferenzen oder in unseren täglichen Diskussionen der Anteil der Frauen ebenso deutlich hervortritt. Dies ist jedoch nicht der Fall, auch hier dominieren die Männer, mit der Folge, dass eine entsprechende Management- und Gesprächskultur. vor“herr“scht.

Gerade verbale Gewalt und persönliche Anfeindungen werden in unserer Bewegung sehr gerne mit dem Satz „Es geht doch um die Tiere …“ eingeleitet oder untermauert. Wenn zwei oder mehr Menschen in unserer Bewegung eine Unterhaltung führen, dann geht es thematisch sicher meistens um Tiere und Aktionen, mit dem Ziel, diesen praktisch oder politisch zu helfen. Vergessen werden sollten dabei aber nicht, dass auch die jeweiligen Gesprächspartner empfindungsfähige Wesen sind, und dass keinem damit gedient ist, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen.

Es geht also um mehr als um die Tiere. Es geht um Achtung und Respekt vor allen Lebewesen, es geht um Rücksichtnahme und Verständnis der individuellen Stärken und Schwächen. Es geht um Gruppendynamik, und nicht zuletzt um den Anstand. Wenn wir es nicht schaffen, anständig miteinander umzugehen, dann werden wir als Bewegung scheitern. Natürlich kann nicht jede/r gleich gut mit jeder/m, und gerade die Vielfalt an Persönlichkeiten zeichnet unsere Bewegung aus – wie es bei jeder Aktion offensichtlich ist. Jede Gruppe hat eigene Methoden und Ziele, was logischerweise auch Quelle von Unstimmigkeiten sein kann. Nichts davon rechtfertigt jedoch Diskriminierung und verbale Gewalt.

Soziale Bewegungen sind aus Menschen gemacht, und so, wie sich unsere Gesellschaft derzeit zusammensetzt, ist es quasi garantiert, dass sich auch Narzissten, Egomanen und Misanthrope darunter einfinden. Der Umgang mit diesen häufig männlichen Exemplaren unserer Spezies ist extrem schwierig, und deren destruktives Potential kann und darf kaum unterschätzt werden. Im Internet gilt die Devise „die Trolle nicht zu füttern“, d. h. ihnen nicht die Aufmerksamkeit zu schenken, um die sie heischen, und sie weitestgehend zu ignorieren. Vielleicht können wir sogar noch mehr erreichen, denn letztendlich handelt es sich bei diesen Trollen in der Regel um psychisch zutiefst verletzte Lebewesen, die aus Schmerz, Angst und Verzweiflung um sich schlagen. Wenn es um das Wohl der Tiere geht, müssen auch menschliche Tiere immer mit einbezogen werden. Jeder Akt der Gewalt gegenüber menschlichen Tieren zum vermeintlichen Wohl nicht-menschlicher Tiere ist speziesistisch.