Der Hasenvuss

Liebe Menschen

Die Scheuche und ich lasen neulich den offener Brief der Tierbefreier aus Frankfurt1. Aufgrund des daraus resultierenden vielseitigen Hickhacks, wäre es vielleicht ganz gut diese Thematik einmal so zu klären, dass Missverständnisse und Zerwürfnisse von vorne herein keine Chance haben.

Erstmal sollten wir die einfache Tatsache festhalten, dass der Mensch eine Tierart unter vielen ist.

Danach sollten wir festhalten, dass die Unterdrückung, Ausbeutung, Versklavung, Misshandlung, Tötung etc. aller Tierarten zu verachten ist und aufhören muss

Des Weiteren gibt es bei jedem Akt von Unterdrückung, Ausbeutung, Versklavung, Misshandlung oder Tötung zunächst einmal zwei primäre Parteien, die Täter und die Opfer (ich schreibe fortan Diskriminierung anstelle von Unterdrückung, Ausbeutung, Versklavung, Misshandlung, Tötung etc).

Hierbei kann auch das Problem der Intersektionalität auftreten. Das ist der Fall, wenn jemand mehrfach diskriminiert wird, z. B. werden Afro-Amerikanerinen sozusagen doppelt diskriminiert einmal als Frauen und noch einmal als Afro-Amerikaner (siehe auch die non-humans first Debatte2).

Hierzu kommt etwas, was ich als Transsektionalität bezeichnen möchte. Transsektional wäre ein Fall, bei dem jemand in einer bestimmten Diskriminierung die Opferolle und gleichzeitig in einer anderen die Täterrolle innehat, z. B. ein nicht veganer Homosexueller ist einmal Täter, da er an Tierausbeutung beteiligt ist, aber auch gleichzeitig Opfer von Heterosexismus. Alle Formen von Diskriminierung sind abzulehnen. Sie grundsätzlich zu gewichten gehört nicht zu unseren Aufgaben. Was bringt es zu sagen dass Rassismus schlimmer sei als Sexismus oder dass Speziesismus entschuldbarer sei als Antisemitismus? Jeder setzt seine Prioritäten und das ist nunmal so. Daraus darf auch keine selbsgerechte „holier than thou“ Debatte entspringen. Es ist wenig hilfreich eine Form des Aktivismus gegen die anderen zu stellen und abzuwerten.

Aber Vorsicht: Daraus folgt keinesfalls, dass jede Form von Aktionismus immer gut ist. Auch die Täter sind im gewissen Sinne „Aktive“. Daher die Bedeutung der Opferperspektive. Aktionismus für die Opfer von Diskriminierung ist richtig – der Aktionismus der Täter ist falsch.

Wir Tierrechtsaktivisten wollen uns weiter vernetzen und wenn irgendwie möglich Gruppen - welche gegen andere Formen von Diskriminierung sind - mit uns verbinden und so viel Synergie raus holen wie möglich. Klar setzten viele, z. B. Amnesty International, ihre Prioritäten anders als wir, aber das sollte kein Grund sein, sie zu verdammen und auszuschließen, sondern Anlass zu einer fruchtbaren, kritischen Zusammenarbeit, um die Unterdrückung, Ausbeutung, Versklavung, Misshandlung und Tötung aller Tiere (also auch menschlicher) zu beenden.


1http://www.tierbefreiung-frankfurt.org/blog/2015/07/offener-brief-an-animal-first/
2
http://tierrechte-aachen.de/2015/07/13/no-nonhumans-first_de.html